Spiritualität als Quelle des Muts in der Corona-Krise
Das Coronavirus und die Massnahmen, die zu dessen Bekämpfung getroffen worden sind, betreffen jede und jeden von uns persönlich. Was brauchen wir angesichts dieser Erschütterungen, die uns im Kleinen und Grossen treffen? Einen guten Umgang mit der Angst, die sich rund um das Virus Corona entwickelt.
Angst im Zeichen von Corona
Zunächst ist die Angst, die uns im Zusammengang mit dem Virus Corona befallen mag, positiv zu werten. Angst warnt vor Gefahr. Sie macht einen vorsichtig. Wir waschen sorgfältig die Hände, wir rufen den alten Vater telefonisch an, statt ihn zu besuchen. Diese gesunden Warnsignale der Angst, die zum Leben gehören wie das Salz in der Suppe, sind zu unterscheiden von der Phobie oder Panikattacken, die der fachlichen Hilfe bedürfen.
Angstgefühle regulieren
Jeder von uns hat seine eigene Methode, mit seiner Angst umzugehen. Humor ist z.B. eine. Mein Freund schickte mir die Werbung der Biermarke «Corona», wenn ich kräftig zulange, helfe es ganz bestimmt.
Eine Hilfe ist auch die Spiritualität: Ich erinnere mich eines anderen Lockdowns. Man schreibt das Jahr 733 vor Christus. Jerusalem wird belagert und hermetisch abgeschlossen. Die biblische Erzählung beschreibt die Gefühlslage der Betroffenen angesichts jener nationalen Notlage so: «Da erzitterte das Herz des Königs und das Herz seines Volkes wie die Bäume im Wald zittern vor dem Wind» (Jesaja 7.2). Äussere und innere Erschütterungen gehen Hand in Hand – auch heute.
In dieser Situation tritt der Prophet Jesaja auf. Er sagt dem König: «Fasse dich, und bewahre die Ruhe! Fürchte dich nicht, verzage nicht.» Dieser prophetische Zuspruch, dass nicht die Angst das letzte Wort haben soll, hat noch heute Gültigkeit. Jesaja fügt dann noch bei, als wäre dies der Impfstoff gegen unsere Angst: «Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!» (7.9).
Glaube als Impfstoff gegen die Angst
- Unser Glaube ist in diesen Tagen neu herausgefordert:
- Ich glaube an Behörden, die angesichts vieler Dilemmas die beste Lösung suchen.
- Ich glaube an die Heldinnen und Helden des Verkaufs- und Gesundheitspersonals, die übermenschliche Leistungen vollbringen.
- Ich glaube an die fieberhafte Kreativität der Wissenschaft.
- Ich glaube an die Mitmenschlichkeit, die sich darin äussert, dass man sich von Balkon zu Balkon zusingt und einander die Lebensmittel hochträgt.
- Ich glaube, dass es mehr in unserem Leben gibt als den Tanz um das goldene Kalb des SMI.
- Ich glaube sogar an die gesellschaftliche Chance des Virus, die Martin Booms, der Direktor der Akademie für Sozialethik und öffentliche Kultur in Bonn in der NZZ kürzlich so beschrieben hat:
«Es könnte ausgerechnet die Corona-Krise jene politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Kräfte eindämmen, die in jüngster Zeit nicht den Geist des Humanismus und der Solidarität, sondern denjenigen der Spaltung, des Ausschlusses und der Priorisierung falsch verstandener Eigeninteressen vorangetrieben haben.»
Wem gehört Corona
Zuerst und zuletzt glaube ich, dass die Krone nicht dem Virus Corona gehört. Er hat zwar einen weltweiten Impact, der viele Ängste auslöst. Wir wollen diese Ängste nicht verdrängen. Die Krone als Ausdruck dessen, was allerletzte Macht, steht Christus zu. Mit ihm zusammen können wir unsere Angst tragen. «In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe diese Welt überwunden.»