Beratung, Seelsorge, Coaching

Krisenzeiten mit psychischer Stabilität überwinden

Psychische Stabilität hat direkte Auswirkung auf unsere Gesundheit. In Krisenzeiten hilft die Spiritualität zu Struktur und Halt.

Datum
2. April 2020

Psychische Stabilität in Krisenzeit

Psychische Stabilität, geistige und körperliche Gesundheit hängen eng miteinander zusammen. In dieser Krisenzeit, in der wir aus unserer Komfortzone herausgerissen worden sind, zählen mehr denn je gute Rituale, eingebettet in einer tragenden Spiritualität. Diese unterstützen die psychische Stabilität und körperliche Gesundheit.

Eine geregelte Tagesstruktur als bewusster Umgang mit Zeit

Eine Tagesstruktur haben heisst, Dinge gezielt und bewusst zu tun, in einem sich ständig neu wiederholenden Rhythmus. Nicht nur einmal. Nicht zehnmal, sondern so lange, bis daraus gute Gewohnheiten geworden sind. Diese geben dem Menschen Halt und Sicherheit in einer Krisenzeit, in welcher die gewohnte Normalität in Frage gestellt ist. Eine geregelte Struktur während des Tages bedeutet, die zur Verfügung stehende Zeit aktiv und selbstverantwortlich zu gestalten und nicht nur geschehen zu lassen.

Spiritualität und psychische Stabilität

Das geistliche Leben will in einer Krisenzeit und einer Zeit der Unsicherheit und Bedrohung besonders gepflegt sein. Ich nehme schon seit vielen Jahren an Exerzitien im Schweigen teil. Dabei geht es um strukturierte spirituelle Übungen. Eine davon ist das Atemgebet. Die Frucht dieser Übung erkenne ich bei mir selbst gerade in Krisenzeiten: Ich darf in einem Geist der Kraft und der Besonnenheit leben.

Das Atemgebet

Es geht dabei um das absichtslose Verweilen in Gottes Gegenwart. Dasein vor Gott, das ist alles. Für den Anfang reicht eine kurze Zeit von z.B. fünf Minuten. Diese Zeit kann mit zunehmender Erfahrung ausgedehnt werden.

Das Atemgebet konkret

  • Ich sorge fürs Ausschalten aller möglichen Störungsquellen
  • Ich finde meinen Ort und meine Körperhaltung
  • Ich werde mir bewusst: Ich bin da vor Gott – Er wartet auf mich
  • Ich stelle beide Füsse auf den Boden, dabei kann sich mein Leib entspannen
  • Ich nehme bewusst wahr, wie der Stuhl mein Körpergewicht trägt
  • Ich nehme bewusst meinen Atem wahr, wie er kommt und geht, ohne dass ich ihn beeinflusse
  • Ich bete mit dem Atem mein Atemwort: – Beim Einatmen z.B. «ich werde getragen» (nach Jes. 46, 3 – 5)
  • Beim Ausatmen z.B. «ich lasse mich tragen» (nach Jes. 46, 3 – 5)
  • Als Atemworte eignen sich auch kurze Worte aus den Psalmen
  • Es ist empfehlenswert, über eine Zeitlang dasselbe Atemwort zu gebrauchen
  • Wenn ablenkende Gedanken auftauchen, nehme ich diese wahr und lasse sie wieder gehen und kehre zu meinem Atemwort zurück
  • Ich beende nach der festgelegten Zeit die Übung, indem ich tief durchatme, die Augen öffne und mich bewege

Rituale als Anker

In einer Krisenzeit bin ich besonders dazu aufgerufen, gut für mich selbst zu sorgen. Ich bin mitverantwortlich für meine psychische Stabilität. Spiritualität will gepflegt sein, gerade in der Krisenzeit. Gute Rituale tragen zu meiner umfassenden Gesundheit bei. Sie lassen sich als Zeiten fester Ordnung, als sinnvolle und hilfreiche Anker in eine bewusst gewählte Tagesstruktur einbauen.

Weiterführende Links

In der Isolation von den Wüstenmönchen lernen
Pfrnl Rachel Binggeli-Zindel, reformierte Kirchgemeinde Bolligen